Wir glauben, dass eine wirkliche Abwendung des Klimawandels mehr braucht, als Reformen und Ziele, die von der Regierung verabschiedet werden. Es braucht eine Neuordnung der wirtschaftlichen Ausrichtung, unseres Konsumverhaltens und des Schulsystems.
Das Schulsystem, dessen offizielle Spitze der oder die DirektorIn ist, bietet nur bedingt Mitbestimmungsrecht, welches nur über die Schülervertretungen angewandt werden kann. Somit ist das Schulsystem theoretisch eine Demokratie. Jedoch ist diese Demokratie nur repräsentativ, dass heißt das nur ausgewählte Schülerstimmen gehört werden, weshalb die meisten überhört werden. Das ist tragisch, denn SchülervertreterInnen müssen nicht mit der Klasse Rücksprache halten, sondern sind den anderen Schülern übergestellt. „Der am lautesten schreit hat Recht“, bzw. „Sei beliebt, sonst sei ruhig.“ Dementsprechend werden Entscheidungen, die wichtig für die SchülerInnen sind, ohne die Meinung der meisten SchülerInnen getroffen. Unsere einzige Option ist es, VertreterInnen zu wählen, welche oberflächlich unsere Interessen vertreten sollen. Kommt euch das vielleicht bekannt vor? Doch selbst „unsere“ VertreterInnen werden durch höhere Autoritäten, also LehrerInnen und Sekretariat, eingeschränkt. Das ganze wird mit dem sogenannten „Bildungsauftrag“ gerechtfertigt. Das ist Schwachsinn, denn das Schulwissen wird in unserem späteren Berufsalltag, ob nach der Ausbildung oder Studium, kaum gebraucht. Doch wenn nicht die Wissensvermittlung im Vordergrund der Schule steht, was dann?
Die Schule teilt die SchülerInnenschaft in der 4. Klasse auf Gymnasien, Real-, Haupt- und Förderschulen auf. Nur diejenigen, die es aufs Gymnasium geschafft haben, bekommen die Chance sich akademisch weiter zu bilden. Dadurch wird schon früh eine Klassengesellschaft aufgebaut, die unser späteres Leben elementar prägen wird.In der weiterführenden Schule geht es formell immer um Leistung, vor allem im Vergleich zu den anderen SchülerInnen. Es ist also eine Leistungsgesellschaft, welches ein Konkurrenzdenken erschafft.
Mit dem Ziel besser dazustehen, wird Hilfe bei Tests oder Hausarbeiten verwehrt. Durch Einschleimen oder Petzen können bei dem/r LehrerIn Bonuspunkte gesichert werden, die sich positiv auf die Mitarbeitsnote auswirken können. Dies wirkt sich auch auf das Klassenklima aus, kleinere Kollektive und isolierte Einzelpersonen ersetzen die Klassengemeinschaft, eine Ellenbogengesellschaft entsteht.
Im Gegensatz dazu steht das solidarische Miteinander innerhalb der Klasse, welches zugunsten der Isolation jedes Einzelnen aufgebrochen werden soll. Die Solidarität beginnt mit gegenseitiger Lernhilfe, über das Abschreiben von Hausaufgaben, Tests oder Klassenarbeiten, bis zum Vorbeibringen von Unterrichtsmaterial bei fehlenden FreundInnen. Innerhalb der Klasse wächst über die Jahre ein „Klassenbewusstsein“, welches sich Parallel zum FreundInnenkreis entwickelt. Dies bietet Grundlage für eine kollektive Solidarität, die sich auch gegen eine oder einen autoritären Lehrer richten kann. Das kann jedoch schwere Folgen haben, denn das Wahrheitsmonopol liegt immer auf der Seite des/r Lehrer(s)In. Diese Folgen können in verschiedenster Weise erfolgen und das auch schon bei deutlich kleinerer Vergehen. SchülerInnen werden schikaniert, schlechter benotet oder vom Unterricht ausgeschlossen. Gleichzeitig wird Druck auf die Eltern ausgeübt, was eine neue Ebene der Repression darstellt. Dies kann selbst nicht-rebellierenden SchülerInnen passieren, die der Lehrer schlichtweg nicht mag. Der oder die LehrerIn besitzt uneingeschränkte Macht, da er, bzw. sie AufseherIn, KoordinatorIn, BeurteilerIn und AnsprechpartnerIn der Klasse ist, ohne dass es eine Kontrollinstanz seitens der SchülerInnen gibt. Dies wirkt sich ebenso fatal auf die Vermittlung des Lernstoffs, wie auf die Notengebung aus. Während Hinterfragen, bzw. Eigene Interpretationen als unnötig oder schlicht als falsch dargestellt werden, wird das Lerntempo kaum bis garnicht an die individuellen Fähigkeiten der SchülerInnen angepasst. Im Lernstoff wird eigenständigem Denken und kreativer Entfaltung kaum Raum gegeben, während Anpassung verlangt wird, um sich effektiv auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Die Schule bereitet uns also tatsächlich auf das kapitalistische Berufsleben vor, bestimmt durch Konkurrenz, Gleichschaltung und Spaltung. Soziale, kollektive Gedanken und Praktiken werden unterdrückt und diejenigen, die probieren
Solidarität aufzubauen, benachteiligt. Doch genau diese Solidarität ist es, die uns stark macht. Um die Schule effektiv zu bestreiken, müssen wir uns gegenseitig ermutigen und schützen. Nur wenn die Schule zu einem Ort der Selbstentfaltung wird, können wir uns dort auf die Zukunft vorbereiten und unsere eigene Stellung in der Gesellschaft begreifen. In der Schule muss die Kreativität entwickelt werden, die wir brauchen, um unsere aktuellen und zukünftigen Probleme, wie etwa den Klimawandel zu bewältigen.Wir schlagen eine radikale Neuausrichtung und eine Demokratisierung des Schulsystems vor.
Wir fordern SchülerInnenräte, welche ausschließlich von den SchülerInnen getragen werden und eigenständige Entscheidungen treffen können. Wir fordern eine Ausrichtung des Lernstoffs auf kreative Entfaltung, Kommunikation, Umweltverbundenheit und Nachhaltigkeit.
Wir fordern eine Anpassung des Lehrverhaltens auf individuelle Fähigkeiten und Kompetenzen. Schlichtweg fordern wir, dass das Schulsystem von den SchülerInnen selbst gestaltet wird, anstatt von politischen Eliten, deren Interesse die Aufrechterhaltung des Kapitalismus ist, welcher im Widerspruch zu einem nachhaltigen Klimaschutz steht.
Um alle diese Forderungen zu verkörpern und auszuweiten, rufen wir zum Bildungsstreik am 29. März um 13 Uhr auf dem Domplatz auf!
Ein Wandel wird nicht gefordert, sondern erkämpft!
Für eine Schule der SchülerInnen, eine Uni der Studierenden und einen Arbeitsplatz der ArbeiterInnen!
Jugend Offensive